Gudjons, H. & Traub, S. (2020). Pädagogisches Grundwissen: Überblick - Kompendium - Studienbuch (13. Aufl.). utb Pädagogik: Bd. 3092. UTB GmbH; Klinkhardt.

Ziele, Normen und Werte – was ist was?

Diese Begriffe werden oft durcheinandergebracht. Aber sie gehören zusammen und lassen sich gut unterscheiden:

Begriff

Bedeutung

Beispiel


Ziel

Konkreter Zweck

"Kinder sollen pünktlich sein"

Norm

Regel, wie man sich verhalten soll

"Man soll zuverlässig sein"

Wert

Grundidee, was wichtig und gut ist 

"Verantwortung", "Freiheit"

Werte sind die tiefste Ebene. Aus ihnen entstehen Normen, und aus Normen leiten sich Ziele ab.

 

Was machen wir mit diesen Zielen in der Erziehung?

  • Pädagogisches Handeln braucht Ziele – sonst wüsste man nicht, wohin man erziehen will.
  • Diese Ziele müssen klar und überprüfbar sein (also nicht zu vage – z. B. statt „Persönlichkeit entfalten“ besser: „Teamfähigkeit fördern“).
  • Ziele hängen immer mit bestimmten Erziehungsmitteln zusammen: z. B. Lob, Tadel, Vorbild, Gespräch, Spiel.

 

Aber wichtig:

Erziehung ist keine Maschine. Man kann sie nicht einfach wie ein technisches Mittel einsetzen („Wenn ich X tue, passiert Y“). Es bleibt ein offener, menschlicher Prozess.

 

 

Verbindung mit Tugenden und heutiger Werte-Diskussion

  • Tugenden sind „praktisch gelebte Werte“ – also Verhaltensweisen, mit denen Werte sichtbar werden (z. B. Fairness, Verlässlichkeit).
  • Die Gesellschaft diskutiert viel über Wertewandel (z. B. früher: Gehorsam, heute: Selbstständigkeit, Kooperation).
  • Manche sehen darin einen „Werteverfall“, andere sagen: Die Werte bleiben, nur die Ausdrucksformen (Tugenden) ändern sich.

 

 

Werte sind wichtig – aber auch problematisch

  • In einer pluralistischen Gesellschaft (mit vielen Meinungen und Lebensentwürfen) ist es nicht einfach, allgemeingültige Erziehungsziele zu definieren.
  • Die Pädagogik kann Werte reflektieren und analysieren, aber sie kann nicht allein entscheiden, welche Werte „gültig“ oder „richtig“ sind.  Das ist das „Normproblem“ der Pädagogik.

 

Fazit in einem Satz:

Erziehung ist ein bewusster, absichtsvoller Prozess, der auf Ziele, Normen und Werte angewiesen ist – doch diese sind nicht neutral oder objektiv, sondern müssen immer wieder kritisch hinterfragt und im Dialog mit der Gesellschaft entwickelt werden.