"Es ist doch nur Musik..."


... meinte mein Freund, als ich ihm erzählt habe, wie aufgeregt ich bin, im kommenden Schuljahr in mehreren Klassen Musikunterricht geben zu dürfen.

Mit dem Satz „Es ist doch nur Musik“ wollte er mich aufmuntern und beruhigen. Und trotzdem ließ mich dieser Satz nicht mehr los.

„Es ist doch nur Musik...“ – das gefiel mir gar nicht. Für mich klang das abwertend. Als würde es keine große Rolle spielen, wenn ich einen weniger guten Unterricht vorbereiten würde, eben weil es ja „nur Musik“ ist. Aber ist es wirklich so? Woher kommt diese abwertende Haltung gegenüber dem Fach Musik?

Genau deshalb möchte ich einmal damit aufräumen. Musik ist nicht „nur“ Musik. Sie ist nicht weniger wert als Deutsch oder Mathematik – im Gegenteil: In meinen Augen gehört sie zu den wichtigsten und wertvollsten Fächern überhaupt.

 

Der Text, auf den ich mich hier beziehe – und der für mich wirklich alles Wesentliche zusammenfasst –, stammt, man mag es kaum glauben, aus dem LehrplanPLUS Bayern. Dass mich ein Text aus dem Lehrplan einmal so berühren würde, hätte ich ehrlich gesagt selbst nicht für möglich gehalten.

 

Musik ist nicht bloß ein bisschen Singen und das war’s...

Im Musikunterricht geht es um eine echte Auseinandersetzung mit Musik: mit Musikstücken aus anderen Ländern, klassischer Musik, Volksliedern und vielem mehr. Kinder lernen ein breites Spektrum an Musikrichtungen kennen – und genau das schafft Bewusstsein für unterschiedliche Kulturen, fördert Toleranz und Akzeptanz gegenüber neuen Klängen und eröffnet neue Perspektiven.

Musik bedeutet Äußerung: aktiv sein, sich bewegen, musizieren. Kinder lernen Instrumente kennen, spielen Noten, erfahren Musik mit Körper und Stimme.

Musik ist Kultur. Natürlich gibt es keine einheitliche Definition von Kultur. Aber so viel ist klar: Kultur ist etwas, das nur der Mensch erschaffen kann. Sie ist Ausdruck menschlicher Kreativität, Identität und Gemeinschaft. Ohne Kultur wäre der Mensch nicht viel mehr als ein bloßes Tier. Kultur entsteht, wenn Menschen sich ausdrücken – in Sprache, in Kunst und eben auch in Musik. Sie prägt das Miteinander, bereichert das Zusammenleben und ist im tiefsten Sinne menschlich.

Musik ist Ausdruck von Kultur – und zugleich Kultur selbst.

Was wäre die Welt ohne Musik? Wir wissen es nicht. Aber sicher wäre sie um einiges trauriger. Musik kann Freude, Trauer und alle menschlichen Emotionen ausdrücken. Vor allem in der Grundschule schenkt Musik Kindern Freude – Freude am eigenen Ausdruck, Freude am Erleben, Freude am Gestalten. Sie hat ein enormes „Begeisterungspotenzial“ (so beschreibt es der Lehrplan) – und das kann ich nur bestätigen. In meinen bisherigen Unterrichtsversuchen war der Musikunterricht immer das Fach, in dem die Kinder sie selbst sein konnten: frei von Leistungsdruck, weg vom stillen Sitzen, hin zu Ausdruck, Bewegung und echter Freude.

Der Lehrplan beschreibt Musik als Fach, das grundlegende menschliche Bedürfnisse befriedigt: das Bedürfnis nach stimmlichem Ausdruck, nach ästhetischer Wahrnehmung, nach Gestaltung.

Doch Musik wirkt nicht nur auf das Individuum. Das gemeinsame Musizieren stärkt die Klassengemeinschaft wie kaum etwas anderes. Zusammen zu singen, sich zu bewegen und zu fühlen ist unglaublich wertvoll – und für mich unverzichtbar in der Schule. Man spricht nicht umsonst von der „Macht der Musik“, die Menschen über Grenzen hinweg verbindet. Jede Kultur – und sei sie noch so fern – kennt Musik. Sie scheint überlebensnotwendig zu sein.

Ureinwohner überlebten ohne Schrift, ohne mathematische Zeichen – aber niemals ohne Musik. Rituale, Tänze, rhythmische Muster auf Trommeln: Musik war immer da. Sie begleitet den Menschen seit Anbeginn – und wird es auch immer tun.

Bereicherung durch Musik - was ist nun der Beitrag von Musik zur Bildung?

 

Zusammenfassend möchte ich dir hier nochmal meine wichtigsten Punkte auflisten. Vergleiche hierzu auch bitte gerne den LehrplanPLUS Bayern.

 

  • Musik ist Kultur: Sie gehört zu den ältesten Ausdrucksformen des Menschen und ist Teil unserer Identität und unseres Zusammenlebens.

  • Emotionaler Ausdruck: Musik ermöglicht Freude, Trost, Trauer und Begeisterung. Sie berührt alle menschlichen Gefühle und schafft Balance.

  • Persönlichkeitsentwicklung: Durch Musik werden Kreativität, Selbstvertrauen, ästhetisches Erleben und individuelles Ausdrucksvermögen gestärkt.

  • Kulturelle und soziale Bildung: Kinder lernen unterschiedliche Musikrichtungen, Kulturen und Traditionen kennen und das fördert Toleranz, Akzeptanz und Offenheit.

  • Gemeinschaft: Gemeinsames Singen und Musizieren stiftet Zusammenhalt, stärkt die Klassengemeinschaft und verbindet über kulturelle Grenzen hinweg.

  • Förderung wichtiger Fähigkeiten: Musikunterricht unterstützt Konzentrationsfähigkeit, Disziplin, Ausdauer, motorische und sprachliche Entwicklung.

  • Individuelle Zugänge: Jedes Kind findet einen eigenen Weg zur Musik, ob durch Stimme, Bewegung, Instrument oder Hören.

  • Inklusion & Begabungsförderung: Kinder mit Förderbedarf erhalten angepasste Zugänge, begabte Kinder können ihr Können einbringen. Musik schafft Teilhabe für alle.

 

Musikunterricht in der Grundschule...


Ich finde es besonders wichtig den Kindern zunächst zu vermitteln, warum wir etwas machen: Oftmals wird im Unterricht einfach das gemacht, was man halt machen muss und was im Lehrplan steht, doch es kommt viel zu oft gar nicht bei den Kindern an, warum das wichtig ist und weshalb sie das Lernen, was sie eben lernen. 

So banal das auch klingen mag: Es motiviert die Kinder ungemein zu wissen, weshalb sie etwas in der Schule tun. So kann man auch in einer ersten Stunde mit der Klasse erst einmal über den Musikunterricht nachdenken und gemeinsam herausfinden, warum er so wichtig ist. Die Schülerinnen und Schüler gehen nach solch einer Stunde sicherlich mit einem anderen Gefühl in die nächste Musikstunde - glaub mir :)

Besonders gewinnbringend finde ich hier das Philosophieren mit Kindern. Man setzt sich in einen Kreis und beschäftigt sich intensiv mit einer Frage, welche man nicht mit "ja" und nicht mit "nein" beantworten kann. Die Kinder werden so angeregt, selbst nachzudenken und in sich zu gehen. Besonders schön ist es für die Kinder, das jede Antwort gehör findet und auch nicht beurteilt wird. So schafft man einen bewertungsfreien Rahmen, in dem offen geredet werden kann. Wichtig ist: Keiner MUSS etwas sagen. Auch wenn man nichts dazu beitragen möchte, hört man den anderen zu, kommt selbst auf neue Gedanken oder schließt sich anderen an. 

Kurz gesagt - warum ich das Philosophieren so schön finde: Man hat die Möglichkeit mit den Kindern auf einer ganz anderen Ebene zu sprechen und auch so mehr von den Kindern zu erfahren. Man spürt nach jeder Einheit, dass alle Kinder ganz ruhig und nachdenklich sind und sie auch als Klasse - aufgrund der tiefergehenden Gespräche - zusammengewachsen sind.

(Wichtige Anmerkung: Das Philosophieren mit Kindern sollte gelernt sein! Es gibt viel, was es zu beachten gilt... Dazu versuche ich im Laufe der Zeit auch mal einen Text zu verfassen, welchen ich dann hier verlinken werde (sobald er fertig ist :)).

 

Musik? 

In Anlehnung an Coco (den wundervollen Disney-Film) - hier eine Möglichkeit eine philosophische Einheit mit den Kindern zu starten...

 

„Stellt euch einmal eine Welt vor, in der es keine Musik gibt. Keine Lieder im Radio, keine Melodie beim Einschlafen, kein Summen, wenn man fröhlich ist. So eine Welt gibt es in der Geschichte von Miguel. Miguel ist ein Junge, der Musik über alles liebt. Aber in seiner Familie darf niemand Musik machen oder hören – weil seine Urgroßmutter einmal sehr traurig wurde: Ihr Mann war Musiker und ist fortgegangen, und seitdem heißt es in der Familie: Musik bringt nur Schmerz und ist tabu! Keine Musik mehr!.

Miguel aber spürt tief in sich: Er braucht Musik. Wenn er Gitarre spielt, fühlt er sich frei. Wenn er singt, ist es, als würde er leuchten. Doch er darf nicht – seine Familie verbietet es.

Stellt euch vor, ihr wärt Miguel. Die Welt wäre still, und ihr dürftet nicht singen, nicht tanzen, nicht lauschen...“

 

Unterfrage während des Gesprächs: 

- Wie würde sich das anfühlen?

- (Nachfrage) Warum würde sich das schlecht (bspw.) anfühlen? 

- Warum brauchen wir Musik?

- Was ist Musik? 

(Diese Fragen können je nach Jahrgangsstufe etc. anders ausfallen - vielleicht ist es vielen Kindern auch zu Komplex oder zu intim. Hier weiß man als Lehrkraft selbst, welche Fragen sich hier am besten eignen) 

 

Ganz wichtig beim Philosophieren und beim Stellen einer solchen Frage ist es, sich selbst einmal diese Frage zu stellen. Deshalb möchte ich dich an dieser Stelle darum bitten, dir selbst einmal diese Frage zu stellen. 

 

Weiterführend könnte man nach dieser Einheit darüber nachdenken, warum Musikunterricht wichtig ist ... Hier verweise ich gerne auf den Text oben :) 

Für ein Tafelbild könnte man vereinfacht folgende Punkte aufschreiben 

 

  • Musik begleitet die Menschen schon seit vielen, vielen Jahren (Kultur).

  • Musik zeigt Gefühle: Freude, Trost, Trauer, Mut oder Begeisterung.

  • Musik stärkt unsere Kreativität und unser Selbstvertrauen.

  • Mit Musik lernen wir andere Kulturen und Traditionen kennen.

  • Musik verbindet: Wenn wir zusammen singen oder spielen, entsteht Gemeinschaft.

  • Musik fördert Konzentration, Sprache, Bewegung und Ausdauer.

  • Jeder Mensch hat seinen eigenen Zugang zu Musik – durch Singen, Tanzen, Instrumente oder Zuhören.

  • Musik ist für alle da: Jeder kann teilnehmen und etwas Besonderes einbringen.

 

Neugierig geworden? Hier findest du mehr zum Thema "Philosophieren mit Kindern" und vor allem auch, wie du eine gute philosophische Einheit durchführen kannst :)

Du brauchst neue Ideen für deinen Musikunterricht? Dann bist du hier genau richtig!

 

Im Rahmen meines studienbegleitenden Praktikums habe ich ein paar Unterrichtsstunden ausarbeiten und testen dürfen, welche auch mithilfe meiner Praktikumslehrkraft überarbeitet und begleitet wurden. 

Somit hast du hier gut ausgearbeitete Unterrichtsentwürfe und in der Praxis erprobte und für gut befundene Ideen sowie Umsetzungsmöglichkeiten, mit pädagogischem Mehrwert. 

"Gruselsong der Vampire" - Liedgestaltung mit Stocktanz

Für den Herbst stelle ich dir hier eine von mir ausgearbeitete Unterrichtsstunde zum Gruselsong der Vampire zur Verfügung (Fidelino 3: Liedsheet: "Der Gruselsong" (Braun-Rehm, 2015, S.22)). Schau doch gerne mal rein :).