DIE drei Schulleistungsstudien
PISA (= Programme for International Student Assessment)
- Alle 3 Jahre
- (Erstmals 2000)
- Alle 15-jährigen Schülerinnen und Schüler am Ende ihrer Pflichtschulzeit
- Untersucht Leseverständnis, mathematische und naturwissenschaftliche Kompetenzen mit jeweils wechselndem Schwerpunkt
TIMSS (= Trends in Mathematics and Science Study)
- Alle 4 Jahre
- (Erstmals 2007 (Deutschland))
- ViertklässlerInnen
- Erfasst mathematische und naturwissenschaftliche Kompetenzen
- IEA (International association for the Evaluation of educational Achievement
IGLU(/PIRLS) (= Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung)
- Alle 5 Jahre
- (Erstmals 2001)
- Schülerinnen und Schüler am Ende der vierten Jahrgangsstufe
- Erfasst das Leseverständnis
- IEA (International association for the Evaluation of educational Achievement
"Die Internationale Schulleistungsstudie PISA (Programme for intenational Student Assessment) der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ist die weltweit größte Schulleistungsstudie. Sie erfasst die Kompetenzen von 15-jährigen Jugendlichen in den schulischen Kernbereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften, aber auch in Bereichen wie dem gemeinsamen Problemlösen. Mehr als 80 Länder und Wirtschaftsräume nehmen an der PISA-Studie teil.
Seit dem Jahr 2000 werden diese Erhebungen in einem Turnus von drei Jahren und mit wechselnden Schwerpunkten durchgeführt. Das Bildungskonzept, das den PISA-Studien zugrunde liegt, umfasst Basiskompetenzen, die zu einer erfüllenden Lebensführung befähigen sollen. Die Testaufgaben fragen kein Faktenwissen ab, stattdessen sollen Schülerinnen und Schüler zeigen, ob sie das Gelernte anwenden können. Die erworbenen Kompetenzen dienen als Basis für beruflichen Erfolg, aber auch für kulturelle und gesellschaftliche Partizipation.
Die Tests dauern jeweils drei Stunden. Dabei nimmt die Überprüfung der kognitiven Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler zwei Stunden in Anspruch. In der übrigen Zeit beantworten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Fragebogen zu ihrem sozioökonomischen Hintergrund sowie zu Lernmotivation, Lernstrategien und den schulischen Rahmenbedingungen. Von den Schulleitungen und Lehrkräften werden Angaben zur Schule sowie zum Lernumfeld erhoben."
TIMSS (Trends in International Mathematics and Science Study) ist eine internationale Schulleistungsstudie der International Association for the Evaluation of Educational Achievement (IEA). Ziel ist es, die mathematischen und naturwissenschaftlichen Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern der 4. Jahrgangsstufe zu erfassen und im internationalen Vergleich zu analysieren. TIMSS wurde 1995 erstmals durchgeführt und findet alle vier Jahre statt. Deutschland beteiligt sich seit dem Jahr 2007 an dieser Erhebung.
TIMSS orientiert sich im Gegensatz zur OECD-Studie PISA stärker an den jeweiligen nationalen Lehrplänen der teilnehmenden Staaten. Es geht daher vorrangig um die Frage, inwieweit schulische Bildungsziele in den Bereichen Mathematik und Naturwissenschaften erreicht werden. Die Studie kombiniert kognitive Leistungstests mit umfangreichen Kontextfragebögen für Schülerinnen und Schüler, ihre Eltern, Lehrkräfte und Schulleitungen. Dadurch werden sowohl individuelle Lernvoraussetzungen als auch unterrichtliche und schulische Rahmenbedingungen einbezogen.
Im Zentrum der Kompetenztests stehen einerseits mathematische und naturwissenschaftliche Inhalte. Die Aufgaben sind so konzipiert, dass sie verschiedene kognitive Anforderungen abbilden – von der Reproduktion von Wissen über die Anwendung auf Probleme bis hin zum schlussfolgernden Denken.
Die Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU) – im internationalen Kontext als PIRLS (Progress in International Reading Literacy Study) bekannt – ist eine seit 2001 regelmäßig durchgeführte (alle 5 Jahre), internationale Schulleistungsstudie der International Association for the Evaluation of Educational Achievement (IEA). Ziel der Erhebung ist es, die Lesekompetenz von Schülerinnen und Schülern am Ende der vierten Jahrgangsstufe international vergleichend zu erfassen und zentrale Bedingungen erfolgreichen Lesens zu analysieren.
Im Zentrum der Studie steht die Fähigkeit von Kindern, altersangemessene Texte zu verstehen, zu interpretieren und in sinnvolle Zusammenhänge zu bringen. Dabei wird zwischen dem Verstehen literarischer Texte (z. B. Erzählungen) und dem Verstehen informierender Texte (z. B. Sachtexte) unterschieden. Die Leistungen der Schülerinnen und Schüler werden auf einer Skala gemessen und vier Kompetenzstufen zugeordnet – vom niedrigen bis zum fortgeschrittenen Niveau.
Neben den kognitiven Leistungen erhebt IGLU Hintergrunddaten zu Schul- und Unterrichtsbedingungen, familiärem Umfeld, Lesemotivation, Freizeitverhalten und dem sozioökonomischen Status (SES) der Familien.
Allgemeine Ergebnisse – Leistungsniveau in Deutschland
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Mathematik (Hauptdomäne 2022):
Deutschland: 475 Punkte, OECD-Durchschnitt: 472 Punkte
→ Kein signifikanter Unterschied mehr. 2018 lag Deutschland noch signifikant darüber (500 Punkte).
→ Starker Abwärtstrend: Die Leistungen in Mathe sind auf das Niveau von 2003 gefallen. -
Naturwissenschaften:
Deutschland: 492 Punkte, signifikant über dem OECD-Durchschnitt (485 Punkte). -
Lesen:
Deutschland: 480 Punkte, nicht signifikant über dem OECD-Durchschnitt (476 Punkte).
→ Deutlicher Rückgang im Vergleich zu 2018 (498 Punkte).
Zeitliche Entwicklung – Vergleich mit früheren PISA-Runden
-
Abwärtstrend seit 2012 in allen Bereichen, insbesondere:
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Mathematik: Rückgang um 25 Punkte seit 2012
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Lesen: Rückgang um 18 Punkte seit 2018
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Naturwissenschaften: Leichter, aber signifikanter Rückgang seit 2018
-
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Besorgniserregend:
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Anteil leistungsschwacher Schüler*innen unter Kompetenzstufe II ist gestiegen:
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Mathematik: 30 % (2018: 22 %)
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Lesen: 25,5 % (2018: 20,5 %)
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Naturwissenschaften: 22,9 % (2018: 20 %)
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Anteil leistungsstarker Schüler*innen (Kompetenzstufen V/VI) ist gesunken:
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Mathematik: von 13 % (2018) auf 9 %
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Lesen: von 11 % (2018) auf 8,2 %
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Soziale Ungleichheit
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Der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Kompetenzniveau ist in Deutschland überdurchschnittlich stark.
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Z. B.: Jugendliche mit hohem sozioökonomischem Status erreichen im Schnitt fast 80 Punkte mehr in Mathematik als jene mit niedrigem Status.
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Die soziale Herkunft erklärt in Deutschland 19 % der Leistungsvarianz (OECD: 15,5 %).
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Zuwanderungshintergrund:
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2022 hatten 39 % der Schüler*innen einen Zuwanderungshintergrund (2012: 26 %)
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Große Leistungsdifferenz:
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Ohne Zuwanderungshintergrund: 501 Punkte
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Mit Zuwanderungshintergrund: 448 Punkte
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Erste Generation: nur 399 Punkte
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Sprachgebrauch: Nur 12 % der Jugendlichen der ersten Generation sprechen zu Hause Deutsch.
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Nur 16 % der Jugendlichen der ersten Generation besuchen ein Gymnasium (vs. 44 % ohne Zuwanderungshintergrund)
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Geschlechterungleichheit
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Mathematik:
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Jungen schneiden besser ab: +11 Punkte im Vergleich zu Mädchen (OECD: +9 Punkte)
-
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Lesen:
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Mädchen sind klar überlegen: +20 Punkte (OECD: +24 Punkte)
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→ Allerdings hat sich der Unterschied im Vergleich zu 2018 verringert (damals 26 Punkte)
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Naturwissenschaften:
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Keine signifikanten Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen in Deutschland.
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Emotionen im Matheunterricht:
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Mädchen empfinden häufiger Angst (19,7 % vs. 9,8 %) und Müdigkeit.
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Jungen empfinden häufiger Begeisterung und Selbstsicherheit
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.
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Einstellungen und Motivation
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Nur 35 % der Jugendlichen sind im Matheunterricht häufig interessiert, 41 % langweilen sich.
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Das Interesse und die Freude an Mathematik sind seit 2012 signifikant gesunken.
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Die mathematikbezogene Ängstlichkeit ist gestiegen.
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Nur noch 38 % nennen Mathematik als Lieblingsfach (Naturwissenschaften: 48 %).
Auswirkungen der Pandemie
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Digitale Ausstattung: besser als OECD-Durchschnitt, aber
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Distanzunterricht in Deutschland lief seltener digital, häufiger über versandte Materialien.
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Nicht gymnasiale Schulen hatten größere Probleme bei der Umsetzung des Fernunterrichts.
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Schüler*innen fühlten sich weniger unterstützt als im OECD-Durchschnitt.
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Leistungsunterschiede haben sich durch die Pandemie weiter verstärkt.
Fazit & bildungspolitischer Handlungsbedarf
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Die Ergebnisse sind alarmierend:
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Deutlich mehr leistungsschwache, weniger leistungsstarke Schüler*innen.
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Wachsende Bildungsungleichheit – sozial und migrationsbedingt.
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Rückgang von Motivation, Interesse und Freude am Lernen.
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Die Corona-Pandemie hat bestehende Probleme nicht verursacht, aber verschärft.
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Dringender Reformbedarf im deutschen Bildungssystem:
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Förderung auf allen Kompetenzniveaus
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Bessere Unterstützung für sozial benachteiligte und zugewanderte Jugendliche
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Attraktiverer und unterstützender Unterricht
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Allgemeine Ergebnisse: Mathematik & Naturwissenschaften (DE)
Mathematik:
- Mittelwert: 524 Punkte – im Mittelfeld aller teilnehmenden Länder
- Kein signifikanter Unterschied zum EU- (524) oder OECD-Durchschnitt (525).
- Leistungsstärkste Länder: Singapur (615), Taiwan (607), Südkorea (594)
Naturwissenschaften (Deutschland):
- Mittelwert: 515 Punkte – ebenfalls im Mittelfeld
- Signifikant über dem internationalen Mittelwert (494), aber unter dem OECD-Durchschnitt (526).
- Beste Länder: Singapur (607), Südkorea (583), Taiwan (573)
Vergleich zu vorherigen Zyklen (2007, 2019):
Mathematik:
- Gesamtleistung stabil seit 2007 (keine signifikanten Veränderungen)
- In Arithmetik: leichte Verbesserung im Vergleich zu 2019
- In Datenkompetenz: signifikant schlechter als 2007
Naturwissenschaften:
- Rückgang im Vergleich zu 2007 (−12 Punkte)
- Kein signifikanter Unterschied zu 2019
- Leistungsstreuung gestiegen, vor allem bei den leistungsschwächsten Schüler:innen
Kompetenzstufen – Wer kann was?
Mathematik:
- Kompetenzstufe V (fortgeschritten): 8,3 % in Deutschland
(z. B. England: 21,5 %, Litauen: 19,8 %, Singapur: 49,3 %) - Unter Kompetenzstufe III (elementar oder darunter): 25,1 % in Deutschland
(internat. Mittelwert: 36,6 %)
Naturwissenschaften:
- Kompetenzstufe V: 8,7 % (vergleichbar mit EU: 7,9 % und OECD: 10,2 %)
- Unter Kompetenzstufe III: 29,7 % in Deutschland
→ Diese Kinder haben nur rudimentäres Wissen und sind für die weiterführende Schule nicht gut vorbereitet
Soziale Ungleichheit in Deutschland
- Sozial schwächere Kinder schneiden signifikant schlechter ab
- Kinder mit armutsgefährdetem Hintergrund erreichen im Mittel rund 80 Punkte weniger in Mathematik und Naturwissenschaften
- Die Leistungsunterschiede entlang der sozialen Herkunft haben sich seit 2007 nicht verringert
- Schulformempfehlungen hängen stark von der sozialen Herkunft ab – auch bei vergleichbarer Leistung
Migrationshintergrund und Leistungen
- Kinder mit beiden im Ausland geborenen Elternteilen:
- Signifikant schlechtere Leistungen in beiden Fächern
- Differenz zu Kindern ohne Migrationshintergrund: ca. 60 Punkte
- Seit 2007 deutlich gestiegener Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund (von 17 % auf 26 %)
Geschlechterunterschiede
- Mathematik:
- Kein signifikanter Unterschied zwischen Mädchen und Jungen (Mädchen: 523, Jungen: 525 Punkte)
- Naturwissenschaften:
- Mädchen schneiden signifikant besser ab als Jungen (Mädchen: 519, Jungen: 510 Punkte)
- Mädchen haben laut eigenen Angaben:
- häufigere positive Einstellungen zur Schule
- mehr Vertrauen in ihre naturwissenschaftlichen Fähigkeiten
Positive Einstellungen zur Mathematik und Naturwissenschaft
- Mathematik:
- Rückgang positiver Einstellungen seit 2007
- 2023: Nur noch 58 % mit „hoher positiver Einstellung“ (2007: 70 %)
- Sachunterricht (Naturwissenschaften):
- Rückgang, aber weiterhin 71 % mit positiver Einstellung
Digitale Medien und Unterricht
- Einsatz digitaler Medien ist in Deutschland im internationalen Vergleich weiterhin zurückhaltend
- Digitale Ausstattung an Grundschulen hat sich nur geringfügig verbessert
- Nutzung hängt stark von der jeweiligen Schule und Lehrkraft ab
Zentrale Schlussfolgerungen für Deutschland:
- Leistungsniveau durchschnittlich, aber stabil in Mathematik – leichte Verschlechterung in Naturwissenschaften.
- Leistungsschere entlang von sozialer Herkunft und Migrationshintergrund bleibt groß.
- Erheblicher Anteil leistungsschwacher Schüler:innen – Frühförderung notwendig.
- Handlungsbedarf bei:
- Lehrerbildung
- Nutzung digitaler Medien
- Förderung von Basiskompetenzen
- Inklusion und Chancengerechtigkeit
Allgemeine Ergebnisse – Lesekompetenz in Deutschland
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Durchschnittliche Lesekompetenz der Viertklässler*innen in Deutschland:
→ 524 Punkte
→ Das ist ein signifikanter Rückgang im Vergleich zu 2016 (537 Punkte). -
Internationaler Vergleich (21 OECD-Staaten):
→ Deutschland liegt im Mittelfeld
→ Signifikant über dem internationalen Mittelwert (500), aber nicht mehr in der Spitzengruppe -
Kompetenzstufen:
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25 % der Kinder erreichen nur die niedrigste oder keine Kompetenzstufe
-
Nur 8 % erreichen die höchste Kompetenzstufe
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Zeitliche Entwicklung – Vergleich mit früheren IGLU-Erhebungen
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Deutlicher Leistungsrückgang:
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2016: 537 Punkte
-
2021: 524 Punkte (–13 Punkte)
-
Das entspricht in etwa einem Drittel Schuljahr Lernverlust
-
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Deutschland verzeichnet einen der stärksten Rückgänge im OECD-Vergleich (zusammen mit Ländern wie Schweden und Norwegen)
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Seit 2001 (Beginn von IGLU): leicht negative Entwicklungstendenz, vor allem seit 2016
Soziale Ungleichheit
-
Der Zusammenhang zwischen sozioökonomischem Hintergrund und Lesekompetenz ist in Deutschland besonders ausgeprägt:
-
Unterschied von 81 Punkten zwischen den obersten und untersten sozialen Gruppen (das entspricht mehr als einem Schuljahr!)
-
In keinem anderen OECD-Land ist der Zusammenhang stärker ausgeprägt
-
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Kinder aus bildungsnahen Haushalten schneiden signifikant besser ab als solche aus bildungsfernen
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Auch das elterliche Bücherangebot und die Leseförderung zu Hause wirken sich deutlich auf die Kompetenz aus
Geschlechterunterschiede
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Mädchen lesen besser als Jungen:
-
Mädchen: 532 Punkte
-
Jungen: 516 Punkte
→ Differenz: 16 Punkte, signifikant
→ In fast allen Ländern zeigt sich dieser Trend
-
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Mädchen zeigen zudem höhere Lesemotivation und positivere Einstellungen zum Lesen
Migrationshintergrund
-
Kinder mit Migrationshintergrund erreichen deutlich niedrigere Werte:
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ohne Migrationshintergrund: 535 Punkte
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mit Migrationshintergrund: 494 Punkte
→ Differenz: 41 Punkte
-
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Sprachliche Bedingungen im Elternhaus (z. B. kein Deutsch als Familiensprache) verstärken die Unterschiede
Motivation, Leseverhalten und Mediennutzung
-
Kinder, die gerne lesen, schneiden signifikant besser ab (bis zu +60 Punkte)
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Lesemotivation nimmt ab, vor allem bei Jungen
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Digitale Lesemedien (z. B. E-Books, Online-Texte) werden häufig genutzt, aber:
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Intensive Nutzung von Bildschirmmedien steht oft im Zusammenhang mit geringerer Lesekompetenz
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Pandemiebedingte Effekte
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Die Corona-Pandemie hat das Lernumfeld massiv beeinträchtigt:
-
Distanzunterricht oft wenig effizient, besonders in sozial benachteiligten Haushalten
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Lernzeiten, Leseunterstützung und Motivation sind zurückgegangen
-
-
Kinder aus schwächeren Milieus wurden besonders negativ getroffen
-
Die Pandemie verstärkte bestehende Bildungsungleichheiten deutlich
Schulischer Kontext
-
Schulische Leseförderung variiert stark:
-
Erfolgreiche Schulen setzen stärker auf systematische Lesestrategien und eine lesefreundliche Atmosphäre
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Ganztagsangebote und Lesepatenschaften zeigen positive Effekte, sind aber nicht flächendeckend verfügbar
-
-
Lesekompetenz ist keine Einzelleistung, sondern abhängig vom Zusammenspiel von Schule, Familie und Umfeld
Fazit & bildungspolitischer Handlungsbedarf
-
Die Ergebnisse zeigen einen besorgniserregenden Leistungsrückgang, der nicht allein durch die Pandemie erklärbar ist
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Deutschland hat ein strukturelles Problem sozialer Bildungsungleichheit
-
Wichtige Maßnahmen:
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Frühe Leseförderung im Kita- und Grundschulbereich
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Stärkere Unterstützung von Kindern aus benachteiligten Familien
-
Schule als Leseort stärken – mit Zeit, Ressourcen und Konzepten
-
Verzahnung von Schule und Elternhaus in der Leseförderung
-
Seel, N. M. & Hanke, U. (2025). Internationale Erziehungswissenschaft. In N. M. Seel (Hg.), Erziehungswissenschaft. Springer VS S. 135-155
Internationale empirische Bildungsforschung
Die internationale vergleichende Erziehungswissenschaft untersucht Bildungssysteme, Lernprozesse und Schulleistungen im globalen Kontext. Sie gewinnt zunehmend an Bedeutung angesichts von Globalisierung, Migration, Mehrsprachigkeit und Bildungsungleichheit.
Zentrale Ziele:
- Vergleich und Bewertung schulischer Leistungen
- Analyse bildungsrelevanter Rahmenbedingungen
- Identifikation von Stärken und Schwächen im internationalen Vergleich
- Ableitung bildungspolitischer Handlungsbedarfe
Internationale Vergleichsstudien im Überblick
TIMSS (Trends in International Mathematics and Science Study)
- Organisiert von der IEA
- Erste Teilnahme Deutschlands: 1995
- Testung mathematisch-naturwissenschaftlicher Kompetenzen in der 4. und 8. Jahrgangsstufe
- Zusätzliche Erhebung von Kontextfaktoren: Unterricht, Lehrer:innen, Schule, Familie
Befunde 1995 (Deutschland):
- Schülerleistungen im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich
- Besonders im Bereich der Spitzengruppe Defizite
- Kaum politische Reaktion → geringe nachhaltige Wirkung
PISA (Programme for International Student Assessment)
- Initiator: OECD
- Ziel: Erfassung von alltagsrelevanten Kompetenzen 15-jähriger Schüler:innen in:
- Lesen
- Mathematik
- Naturwissenschaften
- Alle drei Jahre durchgeführt (Rotationsprinzip mit wechselnden Schwerpunkten)
- Misst nicht reines Schulwissen, sondern die Fähigkeit zur Problemlösung in Lebensweltkontexten
PISA 2000 – „PISA-Schock“ in Deutschland:
- Deutsche Schüler:innen unterdurchschnittlich
- Ca. ¼ der SuS als „Risikogruppe“ (nicht ausreichend lesekompetent)
- Hohe Bildungsungleichheit → besonders betroffen: Hauptschüler:innen und SuS mit Migrationshintergrund
Folgen:
- PISA als Katalysator für die empirische Bildungsforschung
- Zahlreiche Reformen (z. B. Bildungsstandards, Vergleichsarbeiten)
- Kritik an Leistungsorientierung und politischen Interessen der OECD
Pro & Contra:
Pro
Contra
Bildungsmonitoring, Steuerung, Vergleichbarkeit
Bildung als „Auftragsforschung“ der OECD
Erkenntnisse zu Chancengleichheit
PISA misst Testfähigkeit, nicht Bildung
Grundlage für Reformen
Fragwürdige Validität und Generalisierbarkeit
Aufdeckung von Risikogruppen
Gefahr: Reduktion auf ökonomische Verwertbarkeit
IGLU / PIRLS (Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung)
- Durchführung: ebenfalls durch IEA
- Erhebung: Lesekompetenz am Ende der 4. Klasse
- Seit 2001 alle 5 Jahre
IGLU 2006 (Deutschland):
- Gute Ergebnisse: oberes Viertel im internationalen Vergleich
- Geringe Leistungsstreuung
- Kontrast zu PISA: Unterschiede im Alter und in der Definition von Lesekompetenz
Weitere Studien:
- LISA (Längsschnittstudie Lesen in der Sekundarstufe I)
- Seit 2004, auf Schleswig-Holstein beschränkt
- Fokus auf Entwicklung von Lesemotivation und -kompetenz
- Positiver Aufholeffekt bei Hauptschüler:innen, stabile Ergebnisse bei Gymnasiast:innen
- PIAAC („Erwachsenen-PISA“)
- Testung arbeitsmarktrelevanter Kompetenzen (z. B. Lesen, Rechnen)
- Zielgruppe: 16–65 Jahre
- ICILS (International Computer and Information Literacy Study)
- Seit 2012
- Testung computerbezogener Kompetenzen bei Achtklässler:innen
Kritische Reflexion
- Internationale Vergleichsstudien sind rein deskriptiv – keine Aussagen über Ursachen
- Methodische Kritik:
- Keine Einbeziehung kumulativen Lernens
- Momentaufnahme statt Entwicklungsverläufe
- Generalisierungsprobleme
- Mangel an pädagogischer Tiefendimension
- Politische Instrumentalisierung möglich:
- Bildung als Wirtschaftsfaktor
- Steuerungswissen für politische Reformen
Fazit
Internationale Bildungsstudien wie TIMSS, PISA oder IGLU haben das deutsche Bildungssystem stark beeinflusst. Sie liefern wichtige Hinweise auf Leistungsstände und Ungleichheiten, stoßen Reformen an – stehen aber auch im Spannungsfeld von Politik, Ökonomie und Bildungsethik. Ihre Ergebnisse müssen differenziert interpretiert und in den jeweiligen nationalen Kontext eingeordnet werden.
Messner, R. (2003). PISA und Allgemeinbildung. Zeitschrift
Kernaussagen
- Bildung ≠ reine Fachleistung oder Output (S. 401, 409)
- Literacy = funktional-pragmatisch, nicht literarisch (S. 402–404)
- PISA = selektiv, aber impulsgebend (S. 406–407)
- Allgemeinbildung braucht ästhetische, soziale, politische Dimension (S. 408–409)
- Bildung als Selbstkultivierung und demokratischer Auftrag (S. 410–411)
Bildungsbegriff und PISA-Debatte
(S. 400–401)
- Der Begriff „Bildung“ galt in den 1970ern als überholt und wurde in der emanzipatorischen Pädagogik fast aufgegeben.
- In Krisenzeiten (z. B. 70er-Jahre, PISA-Schock) kehrt er als Hoffnungsträger für Autonomie und Selbstgestaltung zurück.
- Messners zentrale Kritik: Die PISA-Folgen-Debatte verwendet „Bildung“ unscharf als Signalwort für Erneuerungswünsche.
- PISA löst zwar Debatten aus, führt aber nicht zu einer qualitativen Klärung des Bildungsbegriffs.
- Zweifaches Defizit der Debatte:
- Unkritischer Umgang mit den Wirkungszusammenhängen, die sich aus den PISA-Daten ergeben.
- Fehlende Reflexion der inhaltlichen Neuausrichtung des Bildungsverständnisses durch PISA.
Literacy als neue Form funktional-pragmatischer Bildung
(S. 402–404)
Was misst PISA?
PISA misst keine traditionellen Fachinhalte, sondern funktionale Basiskompetenzen im Sinne von „Literacy“, also alltagsrelevante Fähigkeiten, die für eine aktive Teilhabe an Gesellschaft und Beruf notwendig sind. Im Zentrum stehen das Verstehen, Interpretieren und Anwenden von Informationen in realitätsnahen Kontexten – etwa beim Lösen mathematischer oder naturwissenschaftlicher Probleme sowie beim erfassenden Lesen von Sachtexten. Der Bildungsbegriff ist dabei pragmatisch geprägt: Entscheidend ist, ob Wissen im Leben nützlich und handlungsrelevant ist. Ästhetische, soziale und politische Bildungsdimensionen bleiben hingegen weitgehend unberücksichtigt.
- PISA verwendet den Begriff „Literacy“ (Lesefähigkeit im lebensweltlichen Sinn) für:
- „Reading Literacy“
- „Mathematical Literacy“
- „Scientific Literacy“
- Lesekompetenz wird als „Fähigkeit zur kognitiv geprägten, aktiven Re-Konstruktion von Textinhalten verstanden“ (vgl. Artelt u.a. 2001, S.70ff.) – nicht als literarisches Lesen. -> Schlüsselkompetenz: „die Fähigkeit, Wissen aus Texten zu entnehmen und dadurch weiteres Wissen zu generieren.“ (S. 403)
- Die Aufgaben erfordern „Modellierungsfähigkeiten“ – z. B. mathematische Anwendungen in Alltagssituationen.
- Bildungstheoretischer Hintergrund: PISA folgt dem Pragmatismus (Peirce, James, Dewey):
- Bildung ≠ Wahrheit im klassischen Sinn. (Wahrheitskriterium vielmehr ein „Sich-Bewehren im Leben“ (S. 403f.)
- Bildung = Bewährung im Leben, gesellschaftliche Nützlichkeit.
- PISA steht damit im Dienst einer Wissensgesellschaft und eines ökonomisch-funktionalen Bildungsbegriffs.
Chancen und Grenzen der PISA-Bildung unter dem Anspruch der Allgemeinbildung (S. 405–408)
Messner formuliert acht Thesen zur bildungstheoretischen Bewertung des PISA-Ansatzes:
- PISA ist selektiv: Nur drei Fächerbereiche (Lesen, Mathematik, Naturwissenschaften) werden abgebildet.
→ andere Fächer (z. B. Geschichte, Kunst, Politik) bleiben außen vor. ( 406) - PISA erhebt Basiskompetenzen, keine umfassenden Lernziele. Zentrale Bildungsdimensionen (ästhetisch, politisch, sozial) werden nicht erfasst. ( 406–407)
- Dennoch Innovation: Lesen und Mathematik werden zu Schlüsselqualifikationen mit hoher Ausstrahlungskraft für andere Fächer. ( 407)
- Der funktional-pragmatische Bildungsaspekt wird gestärkt, aber mit einer Verschiebung weg von der ästhetischen Bildung – Bildung wird stärker auf sachlich-rationale Weltorientierung bezogen. ( 407–408)
- Kritik an PISA-Lesetest: Literatur wird reduziert auf sachliche Textverständnisleistungen. Die ästhetische Dimension (z. B. „Möglichkeitssinn“ nach Musil) fehlt. ( 408)
- Die soziale und politische Dimension schulischer Bildung wird vernachlässigt. Bildung ist mehr als Fachwissen – sie benötigt Beziehungen, Verantwortung, Kultur des Miteinanders. ( 408–409)
- PISA stärkt den Vernunftgebrauch, aber ohne kritische Reflexion von Wissen und Technik. → Bildung braucht Widerständigkeit, nicht nur Anpassung. ( 409)
- Durch Fokussierung auf „Output“ werden Bildungsprozesse (Selbstbildung, Lernkultur, Pädagogik) verdrängt. ( 409)
Fazit: Bildungstheoretische Einordnung von PISA
(S. 410–411)
- PISA misst wichtige Grundkompetenzen, aber diese sind nicht gleich Allgemeinbildung.
- Gefahr: Schule wird auf Testleistungen reduziert, andere Bildungsbereiche geraten in den Hintergrund.
- Messner fordert: PISA darf nicht als gesamtbildendes Konzept missverstanden werden, sondern muss in das umfassende Gefüge von Allgemeinbildung integriert
- Bildung bleibt eine „regulative Idee“ im Sinne der Aufklärung: Selbstbestimmung, Verantwortung, gesellschaftliche Teilhabe (vgl. Peukert 2000).
→ Diese Idee muss immer wieder kritisch überprüft und mit empirischen Daten konstruktiv vermittelt
PISA-Konsortium Deutschland. (2007). Literacy und Grundbildung in PISA. In M. Prenzel (Hg.), PISA 2006: Die Ergebnisse der dritten internationalen Vergleichsstudie. Waxmann. S. 36-37
1. Literacy und Grundbildung in PISA (Rahmenkonzeption)
Der PISA-Ansatz beruht auf einem erweiterten Literacy-Konzept, das nicht nur Lesekompetenz, sondern auch mathematische und naturwissenschaftliche Kompetenzen umfasst. Im Fokus steht die Grundbildung, verstanden als Fähigkeit zur zielgerichteten und reflektierten Anwendung von Wissen in realitätsnahen Problemsituationen. Diese sollen nicht das Schulbuchwissen abprüfen, sondern:
-
Probleme analysieren und Lösungsschritte differenzieren,
-
Lösungen reflektieren und Ergebnisse adressatengerecht kommunizieren,
-
Wissen kulturell, gesellschaftlich und lebenslang kontextualisieren.
Dabei wird Kompetenz als individuelles Potential verstanden – also die Fähigkeit, Wissen flexibel und situativ anzuwenden, nicht bloß als abrufbares Wissen.
PISA verzichtet bewusst auf eine Orientierung an nationalen Lehrplänen, um ländervergleichende Aussagen zur allgemeinen Grundbildung treffen zu können. Ziel ist die empirische Erfassung relevanter Kompetenzen, die für eine aktive gesellschaftliche Teilhabe und lebenslanges Lernen grundlegend sind.
2. Kompetenzbereiche in PISA
PISA unterscheidet in allen Bereichen drei zentrale Analyseebenen:
-
Inhalte („Wissen, dass“)
-
Prozesse („Wissen, wie“)
-
Situationen („Wann und wo“) – also Kontexte
A. Naturwissenschaftliche Kompetenz
Ziel ist die Fähigkeit, naturwissenschaftliches Wissen in persönlichen, gesellschaftlichen und globalen Kontexten anzuwenden. Drei Teilkompetenzen stehen im Zentrum:
-
Erkennen naturwissenschaftlicher Fragestellungen
-
Beschreiben, Erklären und Vorhersagen naturwissenschaftlicher Phänomene
-
Nutzen von naturwissenschaftlicher Evidenz zur Entscheidungsfindung
Zusätzlich wird auch die Bereitschaft zur reflektierten Auseinandersetzung mit naturwissenschaftlichen Themen erfasst.
Inhalte: z. B. physikalische, biologische, geowissenschaftliche und technologische Systeme.
Situationen: z. B. Gesundheit, Umwelt, Risiken, Ressourcen.
B. Lesekompetenz
Diese umfasst die Fähigkeit, Texte zu verstehen, zu nutzen und über sie zu reflektieren, um persönliche Ziele zu erreichen und an Gesellschaft und Kultur teilzuhaben.
Textarten:
-
Kontinuierliche Texte (z. B. Erzählungen)
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Nichtkontinuierliche Texte (z. B. Diagramme)
Aufgabenarten:
-
Informationen herausfiltern
-
Inhalte interpretieren
-
Reflexion über Form und Inhalt
PISA fokussiert auf „Lesen, um zu lernen“, nicht auf das Lernen des Lesens selbst.
C. Mathematische Kompetenz
Ziel ist es, die Rolle von Mathematik in der Welt zu verstehen und fundierte Urteile zu treffen – als reflektierter, aktiver Bürger.
Inhalte: z. B. Quantität, Raum und Form, Veränderungen, Unsicherheit.
Prozessniveaus:
-
Reproduktion (einfache Aufgaben)
-
Verbindungen (mehrstufige Verknüpfungen)
-
Reflexion (komplexe Problemlösungen)
Situationen: privat, beruflich, gesellschaftlich oder wissenschaftlich.
Fazit
PISA versteht Bildung als umfassende Kompetenzentwicklung zur Bewältigung realer Herausforderungen. Im Zentrum stehen Transferfähigkeit, Lebensweltbezug und vergleichbare Bildungsergebnisse über nationale Grenzen hinweg. Die Erhebung dient nicht der Bewertung von Schulleistungen im engeren Sinne, sondern der Ermittlung des Anwendungspotenzials von Wissen, das für persönliche Entfaltung und gesellschaftliche Teilhabe entscheidend ist.
Nele McElvany, Ramona Lorenz, Andreas Frey, Frank Goldhammer, Anita Schilcher, Tobias C. Stubbe (Hrsg.) (2023). IGLUI 2021. Lesekompetenz von Grundschulkindern im internationalen Vergleich und im Trend über 20 Jahre. Waxmann

IGLU – Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung
Was ist IGLU?
IGLU (international: PIRLS – Progress in International Reading Literacy Study) ist eine international vergleichende Schulleistungsstudie, die seit 2001 im 5-Jahres-Rhythmus durchgeführt wird. Sie erhebt die Lesekompetenz von Viertklässler*innen sowie relevante Rahmenbedingungen (z. B. Unterricht, Familie, Motivation) und erlaubt internationale Vergleiche.
(vgl. S. 13, 27–29)
Ziele der Studie
- Lesekompetenz international vergleichen, um Stärken und Schwächen von Bildungssystemen zu identifizieren.
- Trends abbilden: Wie hat sich die Lesekompetenz seit 2001 verändert?
- Einflussfaktoren untersuchen: Unterricht, Motivation, soziale Herkunft, Migration, Digitalisierung u.a.
- Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Bildungspolitik und -praxis liefern.
(vgl. S. 29–30)
Aufbau und Design
- Testung: Standardisierter Lesekompetenztest (digital & papierbasiert), konzipiert für erzählende & informierende Texte.
- Zusätzliche Befragungen: Schüler*innen, Eltern, Lehrkräfte, Schulleitungen.
- Teilnahme 2021:
- Deutschland: 4.611 Schüler*innen an 252 Grundschulen
- Weltweit: ca. 400.000 Schüler*innen in 57 Staaten + 8 Benchmark-Regionen
(vgl. S. 14, 34–35, 41)
Was misst IGLU konkret?
Lesekompetenz als Fähigkeit,
- Informationen zu verstehen,
- verknüpfen und interpretieren,
- Schlussfolgerungen zu ziehen und
- Texte kritisch zu reflektieren (z. B. Intentionen, Quellen, Inhalte).
Textsorten: Erzähltexte und Sachtexte
(vgl. S. 54–57)
Ergebnisse 2021
a) Durchschnittliche Lesekompetenz
- Deutschland: 524 Punkte
- Rückgang seit 2001 (damals: 539 Punkte), Trend ist negativ
- International nur noch Mittelfeld
S. 15–16
b) Kompetenzverteilung
- 25 % der Schüler*innen erreichen nur die untersten beiden Kompetenzstufen (I & II) – zu wenig für den Übergang zur Sekundarstufe
- Nur 8,3 % auf der höchsten Stufe V (z. B. Singapur: 35,4 %)
S. 15–16, 63–64
c) Unterschiede nach Geschlecht
- Mädchen lesen deutlich besser: Ø +15 Punkte
S. 16, 81
d) Soziale & migrationsbedingte Disparitäten
- Soziale Herkunft: Starke Leistungsunterschiede – seit 2001 kaum verbessert
- Migrationshintergrund: Größere Rückstände als im OECD-/EU-Durchschnitt
S. 18–19, 164–168
e) Lesemotivation & Verhalten
- Leseselbstkonzept positiv, aber Lesemotivation gesunken
- Jungen lesen seltener zum Vergnügen als Mädchen
S. 17–18, 136–138
Trends über 20 Jahre (2001–2021)
- Rückgang der mittleren Lesekompetenz um 15 Punkte
- Streuung der Leistungen nimmt zu → wachsende Unterschiede
- Leistungsschwache Gruppe wächst
S. 17, 115–123
Leseunterricht und schulische Praxis in Deutschland
- Zu wenig Lesezeit: Ø 141 Minuten pro Woche → unter dem OECD-/EU-Durchschnitt
- Diagnostik oft informell, systematische Leseförderung selten
- Fortbildungen im Bereich Lesen: selten besucht
S. 19–20, 183–189
Digitalisierung
- Ausstattung unterdurchschnittlich
- Häufige Nutzung digitaler Medien im Leseunterricht korreliert mit geringerer Lesekompetenz (deutschlandspezifisch)
S. 20–21, 201–205
Warum sind diese Informationen für Lehrkräfte wichtig?
- IGLU zeigt, wo Defizite liegen – etwa bei der Leseförderung, Diagnostik oder Chancengleichheit.
- Lehrer*innen erhalten empirische Hinweise, welche Gruppen besonderer Förderung bedürfen (z. B. Jungen, Kinder mit Migrationshintergrund).
- Die Studie liefert Argumente für eine Stärkung von Lesezeit, differenzierendem Unterricht und Fortbildungen.
- Der Unterricht kann gezielter und datenbasiert angepasst
- Sie hilft dabei, eigene Praktiken kritisch zu hinterfragen und weiterzuentwickeln – auf wissenschaftlicher Grundlage.